Anaïs Lenuweit

Foto: privat

Vor ca. 10 Jahren zog es mich aus einer Kleinstadt am Jadebusen hinunter nach Bremen, um die Großstadtluft zu schnuppern, ohne meine geliebte Nordsee aus den Augen zu verlieren. Schon damals liebte ich Bücher. Aber nicht diese, die in Bibliotheken mit Hochglanzcovern prahlen, sondern die vergessenen Schätze, die stumm in Bücherschränken in der hintersten Reihe stehen – abseits vom grellen Rampenlicht der Bestsellerlisten.
Die Verstoßenen, die in Zu-Verschenken-Kisten am Straßenrand stehen und zur Adoption freigegeben nach einem Platz in meiner Sammlung rufen. Eine Sammlung von geisteswissenschaftlichen, künstlerischen, philosophischen, lyrischen und experimentellen Büchern. Bücher, die Geschichten erzählen über Kultur, über Ideen und die vergessene Geheimnisse bewahren – manchmal auch Einkaufszettel aus den 80ern. Seit 2020 studiere ich Kunst- und Kulturwissenschaften an der Uni Bremen – in die Gegenwartsliteratur verirre ich mich dennoch selten.

Wo liest es sich in Bremen am besten?
Im Sommer liest es sich wunderbar am Waller Feldmarksee unter einem der großen Bäume. Mit kleinem Picknick und ab und zu einer Abkühlung im Wasser ist der Tag perfekt. In den kalten Monaten lese ich meistens tatsächlich in Bus und Bahn – jeder Sitzplatz am Fenster eignet sich eigentlich, um kurz vom Novembergrau in eine andere Welt abzutauchen.

Welches Buch hat dich emotional am meisten berührt?
Von Anaïs Nin Djuna. Überhaupt haben die Werke meiner Namensgeberin mir eine Welt geöffnet, in der erste Berührungspunkte mit Themen wie Identität, Sexualität und Feminismus möglich wurden. Nins metaphorischer Schreibstil holt mich sofort ab, in eine sinnhafte Traumwelt, die bei genauem Hinfühlen auch analytisch vielschichtig sein kann.

Welches deutschsprachige Buch würdest du in ein internationales Literaturpaket packen?
Von Walter Moers Die 13 ½ Leben des Käptn Blaubär. Ganz große Liebe für Zamonien!

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