Beitrag von Änne Gerdes
Ein Schwerpunkt der diesjährigen globale° ist die Passage Mittelmeer, in welcher die Ambivalenz des Mittelmeeres als Raum für kulturellen Austausch und als Grenze diskutiert wird. So stehen verbindende und trennende Elemente in einer Beziehung zueinander, die Möglichkeit für einen Neuanfang steht dem Ende eines früheren Lebens gegenüber. Die Veranstaltungen der Passage Mittelmeer, wie zum Beispiel die Fotoausstellung Mein Nachbar der Geflüchtete von Sophie Hériaud, die Lesung von Stefan Hertmans‘ Die Fremde, oder auch das Mittelmeersymposium, in welchem beeindruckende aktive Bremer und Berliner Hilfsorganisationen wie Signal of Solidarity, SOS Méditerranée und das Alarmphone vorgestellt wurden, haben den Blick erneut auf die aktuellen Geschehnisse im Mittelmeerraum gerichtet und darauf aufmerksam gemacht, dass dieser sowohl historisch als auch heutzutage eine große Bedeutung für die Kultur und das Leben der Menschen hat. Auf der globale° wurden künstlerische Ansichten mit sozial-politischen Debatten verknüpft, was meiner Meinung nach eine wichtige Funktion der gegenwärtigen Literaturszene ist. Somit habe auch ich meine Reaktion auf die Passage Mittelmeer poetisch formuliert:
Mittelmeer
Ich blicke auf das weite blaue Meer
Bestaune das glitzernde Wasser
Schaukelnde Boote auf sanften Wellen
So schön, dieses weite blaue Meer
Ich blicke auf das weite blaue Meer
Bangend vor‘m Weg über‘s Wasser
Wartende Boote in tiefen Wellen
So dunkel, dieses weite blaue Meer
Ich blicke auf das weite blaue Meer
Begleitet durch Gischt auf dem Wasser
Durchquert das Boot die Weiten der Wellen
So klar, dieses weite blaue Meer
Ich blicke auf das weite blaue Meer
Berge das Kind aus dem Wasser
Ertränkte Boote in hohen Wellen
So kalt, dieses weite blaue Meer