Lektionen aus dem Weltall

Foto: privat

von Smaranda Popescu

Was wäre, wenn du eines Tages in einem menschlichen Körper aufwächst, aber keine Ahnung hast, was du damit anfangen sollst? Was wäre, wenn du lernen müsstest, wie man isst, schläft und sogar fühlt? Wir Menschen ertappen uns manchmal dabei, dass wir von anderen Welten träumen. Aber was, wenn andere Welten auch von uns träumen?

Flaschenpost vom Träumeling erzählt die Geschichte von Miko Träumeling, einem Molbie aus dem Weltraum, der zufällig auf Terra landet. Er infiltriert sie als Mensch, um seinen Mit-Molbies von seinen Erfahrungen auf der Erde als Halb-Mensch zu berichten. Die Molbies beobachten unsere Welt genau von oben und schicken Miko auf eine sehr wichtige Mission, von der die Menschheit abhängen wird. Worum es sich dabei handelt, das möchte ich nicht verraten.

Das Faszinierendste beim Lesen waren für mich Mikos alltägliche Beobachtungen über unser menschliches Leben, die mich überrascht haben. Es war, als würde man die Gedanken eines Kindes lesen, das die Welt um sich herum entdeckt. Miko sieht zum Beispiel die Pollen von Blumen und möchte so sein wie die Pollen. Und warum? Weil Pollen ohne Ziel fliegen, und das findet er schön. Miko beobachtet auch merkwürdige Dinge in unserer Gesellschaft, wie zum Beispiel, dass die Menschen einen Berufstitel tragen müssen – Ärzt*in, Ingenieur*in, Kassierer*in, obwohl sie bereits ihren eigenen Namen haben. Miko vergleicht seine Welt ständig mit der unseren und ist oft ratlos, wie sich die Menschen verhalten.

Obwohl es sich in erster Linie um ein Buch für Kinder handelt, bringt Graf in einfachen Worten große philosophische Fragen oder Wahrheiten über unsere fehlerhafte, seltsame und doch schöne Gesellschaft auf den Punkt und lädt den Leser ein, über die Menschheit aus einer anderen, einfühlsameren Perspektive nachzudenken.
Auch der Humor zieht sich durch das gesamte Buch und ist vor allem mit Mikos Missverständnissen über unsere „komplizierte” Welt verbunden. So glaubt er zum Beispiel, dass seine Nachbarin Lavinia den Familiennamen „Freutmichsehr” trägt, nur weil er sie das bei der Begrüßung sagen hörte. Ein weiterer interessanter Aspekt von Grafs Sprache ist das Einfügen von erfundenen Wörtern wie „BROMM” oder „BROMMBRIEF”, die Miko häufig verwendet, um Objekte, Orte oder Phänomene aus seinem Universum zu erklären. Um ehrlich zu sein, hat sich mein Wortschatz nach dieser Lektüre deutlich erweitert!

Das Ende des Buches ist ebenfalls herzerwärmend und endet damit, dass die geheime Mission erfüllt ist. Miko ist auch nicht mehr allein, sondern hat jetzt eine neue menschliche Freundin.

Alles in allem würde ich dieses Buch jedem empfehlen. Egal, ob Kindern oder Erwachsenen. Aber vor allem Erwachsenen, denn wir meinen, wir wüssten es besser als „ein Kinderbuch”. Dieses Buch kann einen nicht kalt lassen. Dieses Buch wird dich daran erinnern, eine Pause zu machen, die Einfachheit um dich herum zu schätzen und deinen Körper, den du hast und die Gefühle, die du fühlen kannst zu genießen. Das wäre der freundliche Rat einer Molbie.

Jakob Graf, Flaschenpost vom Träumeling, 2023, 360 Grad Verlag GmbH, 160 Seiten, 18 Euro.

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