
Von Sarah Ostermann
Schon zum 3. Mal fand nun die Bremer Literaturnacht Bremen liest! in Bremen statt. Vom Wellenschlag Text- und Verlagskontor gemeinsam mit dem Bremer Literaturkontor ins Leben gerufen, haben Literaturliebhaber*innen die Chance, die verschiedenen und vielfältigen Buchhandlungen Bremens kennenzulernen. Aber nicht nur das: Auch Verlage und Verleger*innen öffnen ihre Türen und Schriftsteller und Schriftstellerinnen präsentieren ihre literarischen Werke in halbstündigen Lesungen. Grund genug genauer von einem Abend zu berichten, in meinem Fall von den Lesungen beim Kukoon im Park.
Zu Beginn sticht das wunderschöne Ambiente ins Auge. Circa 40 Leute sitzen draußen auf Stühlen, über uns ist ein riesiger Pavillon aufgespannt, der mit zwei Lichterketten versehen ist. Vorne an langen braunen Holztischen sitzt der Moderator Helge Hommers und der*die jeweilige*r Autor*in, von einer Stehlampe angestrahlt. Die Gäste trinken Chai Latte, Wein und Co, Getränke, die man am Stand vom Kukoon erwerben kann. Die Atmosphäre ist idyllisch. Man merkt, genau auf so ein Event haben die Gäste während der langen Corona-Pandemie gewartet.
Den Einstieg in den Abend gibt Hans Gehrt von Aderkas und liest aus seiner Anthologie Loslassen – Alles hat seine Zeit. Er beschreibt das Loslassen seiner Kinder, die langsam erwachsen werden. Für mich, ohne Kind, wahrscheinlich noch in weiter Ferne und trotzdem berühren die Geschichten um die Liebe zu den Kindern und die Schwierigkeit, sie ziehen zu lassen. Danach liest Chantal Bausch aus derselben Anthologie vor und beschreibt, wie es war, ein neues Herz zu bekommen. Von ihrer Einstellung zum Leben und ihrer positiven Art lässt sich viel für uns Zuschauende mitnehmen.
Im Anschluss liest Leyla Bektas aus der Anthologie Flexen. Flaneusen schreiben Städte. Der Titel des Buches nivelliert bereits den dominant männlich geprägten Begriff Flaneur, indem der weibliche Begriff Flaneuse genutzt wird. So wird die weibliche Perspektive auf die Großstädte gelenkt. In diesem Fall nimmt uns Leyla Bektas mit auf einen Spaziergang durch Mexiko-Stadt, wo sie selbst eine Zeit lang gelebt hat.
In der nächsten Lesung von Amri Chouba Im Takt einer Beutelratte und anderer Terroristen nimmt der Autor uns während seiner Lesung mit in die Geschichte von Martin, einem Gnu, das 25 Jahre alt ist und Jura studiert und erzählt unter anderem von einer mystischen Nacht, in der Schildkröten und ein Opossum eine Rolle spielen. Der Autor Jan Fischer rundet den Abend mit Leere Zeiten ab. Hier vermischen sich Wahrheit und Erfundenes, sodass am Ende des gelesenen Kapitels unklar ist, was von dem Erzählten stimmt.
Offensichtlich ist jedenfalls, dass die ganzen vielseitigen Eindrücke von Prosa-Texten über Begebenheiten der Autor*innen zu Fantasiegeschichten, diesen schönen Abend so schnell nicht in Vergessenheit geraten lässt. Die Bremer Literaturnacht von Bremen liest! sollte man sich in jedem Fall nicht entgehen lassen und mit Vorfreude erwarte ich schon die nächste lange Nacht rund um Bremens Literaturszene. Wer selbst noch einmal eigene Eindrücke sammeln möchte, kann auch in den Bremen liest! Podcast auf Spotify, Deezer und iTunes reinhören oder sich auf der Website des Veranstalters Wellenschlag Text- und Verlagskontor eine Online-Lesung aus dem Schünemann Verlag anschauen.
Infos: http://www.bremenliest.de