Von Laura Höfler
Der junge Schweizer Architekt Samarendra Ambani, genannt „Sam“, wittert nach der Gründung eines eigenen Architekturbüros seinen großen Durchbruch: Er will eine Oper in Bagdad bauen, denn „keine Demokratie ohne Oper“. Seine Naivität soll allerdings nicht ohne Folgen bleiben. Während seiner Reise stellt sich heraus, dass es die Agentur, die den Bauauftrag gegeben hat, gar nicht gibt und der Bauherr, den Sam in Bagdad treffen soll, brutal ermordet wurde. Sam selbst landet in einer Folterzelle, in der er wochenlang gefangen gehalten wird, bevor er von der Schweizer Botschaft gefunden und befreit werden kann. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beschließt er, keinen allzu großen Schaden von dieser dunklen Zeit davon zu tragen und sitzt bald wieder mit seinem Partner Dave im Architekturbüro und mit seiner Freundin Nina vor Videospielen. Auch das erneute Reisen in ein arabisches Land möchte er sich nicht verbieten lassen: Entgegen den Protesten seiner Freunde und Familie geht es für ihn bald nach seiner Befreiung nach Dubai, um dort ein neues Bauprojekt zu verwirklichen. Doch dort geht Sams Reise ins Verderben erst richtig los…
Thematisiert wird eine Sicherheit, die es eigentlich gar nicht gibt. Allzu sicher geglaubte Grundsätze geraten durch absurde Verstrickungen ins Wanken, und Wahrnehmung und Wirklichkeit werden so sehr in Frage gestellt, dass man als Leser zum Ende an seinem Verstand zweifelt. Neben seiner Tragik und einer kaum aushaltbaren Spannung punktet der Roman mit einer Komik an Stellen, an der man sie nicht erwartet. Um so besser passt sie.
Ein Roman, der sich sowohl um Kopf, Herz und Bauch klammert – so fest, dass er noch lange nach dem Lesen nicht loslässt.
Arnon Grünberg, Der Mann, der nie krank war, Kiepenheuer & Witsch, 2014, 240 Seiten, 18,99 Euro
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